Kabelbrand – Wie er entsteht und was Sie jetzt tun müssen
Gäbe es eine Rangliste für Brandursachen in Deutschland, dann würde man seit fast zwei Jahrzehnten den Kabelbrand mit 31 Prozent an der Tabellenspitze finden. Glaubt man den Statistiken des Instituts für Schadensverhütung (IFS), dann ist die Verteilung der Brandursachen seit Jahren sehr stabil. Dicht folgend, auf den Plätzen zwei und drei liegen menschliches Fehlverhalten und Überhitzung. Oft tragen auch in die Jahre gekommene Elektroanlagen in privaten Haushalten zum Kabelbrand bei, denn hier gibt es, im Vergleich zu Gewerbeeinrichtungen, keine Verpflichtung, elektrische Geräte in bestimmten Abständen nach den gültigen DIN VDE Normen zu prüfen.
Wenn man so will, ist man mit einem Kabelbrand in bester Gesellschaft, denn 2007 musste auch der Deutsche Bundestag bereits erleben, wie durch ein durchgeschmortes Kabel das komplette Rechenzentrum lahm gelegt wurde.
Doch wie entsteht der Kabelbrand überhaupt?
I. Überlastete Leitungen
Die Ursachen sind vielfältig. Allen voran sind es meist überlastete Leitungen, wenn also zu viel Strom durch zu schwache Leitungen geschickt wird, oder defekte Elektroinstallationen. In den Kabeln befinden sich Drähte, die sich bei zu starker Spannung erhitzen. Sie beginnen dann zu glühen und fangen anschließend bei hohen Temperaturen auch Feuer.
Dann kommt es auch immer wieder vor, dass Leitungen durch Korrosion oder auch Oxidation mit der Zeit einfach verschleißen. Zu dünne Kabel, alte Verteilerdosen, an denen zu viele Geräte hängen, gelöste Klemmverbindungen, ja sogar der Sicherungskasten, der Stromkreisverteiler, sowie in jeder einzelnen Steckdose im Haus, finden sich die Ursachen für das Horrorszenario Kabelbrand.
Wahrgenommen wird es im Vorfeld oftmals durch ein flackern. Bei so genannten Kontaktunterbrechungen kann es sogar zu Fehlerlichtbögen kommen, welche oftmals eine Temperatur von bis zu 1000° Grad Celsius erreichen.
Verändert sich dadurch im schlimmsten Fall der Übergangswiderstand, kann es auch hier zu einer dauerhaften Überhitzung und Funkenschlag kommen, was wiederum zum Brand führen kann.
II. Kabelbruch
Der Kabelbruch ist sehr verbreitet, denn er entsteht sehr oft unabsichtlich durch Belastung, unvorschriftsmäßiges Biegen oder Quetschen an kleinen Stellen des Kabels von außen. Dadurch reduziert sich, von außen nicht sichtbar, der Kabeldurchschnitt, was wiederum an diesen Stellen die Stromdichte erhöht. Die kann zu Lichtbögen und zu Kurzschlüssen führen, die dann zum Kabelbrand führen.
III. Die Kabeltrommel
Wenn man denkt, dass das Kabel auf einer Kabeltrommel gut und sicher aufgerollt ist, liegt gerade hierin ein besonderes Risiko. Insbesondere bei Kabeltrommeln aus Metall wirkt der Kern bei nicht abgerolltem Kabel, wie ein Induktionsofen. Wird das Kabel auf der Trommel nun unter Strom gesetzt, dann entsteht darin eine sehr starke Hitze.
IV. Überlastung der Leitung / des Kabels
Eine Überlastung entsteht immer dann, wenn über eine unterdimensionierte Leitung (zu kleiner Kabelquerschnitt) zu viel Strom geleitet wird. Dabei wird der Kupferdraht im Kabel von der zu hohen Spannung dermaßen überlastet, dass ein so genannter „Glühbirneneffekt“ entsteht, denn der Draht beginnt unweigerlich bei hoher Temperatur zu glühen. Dies führt dann zum Brand der Plastikisolierung und weiterer mit der Leitung verbundener Materialien.
V. Risiko Mehrfachsteckdosen
Oftmals entsteht eine Schnittmenge aus alten Leitungen und hintereinander geschalteten Mehrfachsteckdosen. Dies ist ein weiteres hohes Risiko für einen Kabelbrand.
Alte, fest im Gebäude installierte Leitungen, sind für heutige Anforderungen oft viel zu dünn, um den Belastungen Stand zu halten und die große Anzahl an Elektrogeräten be- und überlastungsfrei zu betreiben. Zudem ist das bestehende Leitungsnetz auf eine so hohe Anforderung nicht ausgelegt.
Als Laie macht man sich darüber keine Gedanken und man will ja auch alle Geräte trotzdem anschließen. Sehr gerne greift man dann auf mehrere Mehrfachsteckdosen zurück, die dann hintereinandergeschaltet werden. Dann vertraut man weiter auf die fest installierten Leitungen im Gebäude.
Insbesondere in der Küche hängen dann die Kaffemaschine, der Wasserkocher und er Toaster an einem Mehrfachstecker und somit an einer Steckdose.
Dadurch kann folgendes Szenario entstehen:
Die dünneren Leitungen der meisten Mehrfachsteckdosen werden durch die hohe Belastung überlastet. Allerdings unterbricht die Sicherung im Stromkreisverteiler oder im Sicherungskasten nicht, da sie für die stärkeren Leitungen in der Wand ausgelegt sind.
Somit sind Mehrfachsteckdosenleisten sehr oft die Hauptursache von Kabelbränden. Allerdings müssen diese nicht immer direkt in einem Brand enden. Vielmehr wird über die Zeit die gesamte Substanz der Stromleitungen geschwächt. Es entsteht ein schleichender Prozess.
Es entstehen zu hohe Ströme, die zu einer höheren Wärmebelastung führen und diese lassen wiederum die Leitungen nebst Isolierungen porös werden. Hier liegt dann die Gefahr von Schwelbränden. Da Schwelbrände in Wänden über eine sehr lange Zeit unentdeckt bleiben, bilden sie eine optimale Grundlage für entstehende Wohnungsbrände.
Die Top-Five des Kabelbrands
Haben wir gelernt, dass der Kabelbrand die Rangliste aller Brandursachen anführt, lernen wir hier die wichtigsten Protagonisten im Haushalt kennen, die oft für einen Kabelbrand verantwortlich sind und die eine stärkere Aufmerksamkeit erfordern. Durch die große Hitzebildung können sich beim Wäschetrockner die innenliegenden Installationsmaterialien verhältnismäßig schnell entzünden. Aber auch ein Fön/Haartrockner, der Wasserkocher oder die beliebte Heizdecke liegen neben der Mehrfachsteckdose weit vorne.
Kabelbrand erkennen
Einen Kabelbrand oder auch Schwelbrand zu erkennen ist nicht einfach. Dennoch kann man anhand von einigen Anzeichen merken, dass etwas nicht stimmt. Dann sollte sofort ein Fachmann hinzugezogen werden:
- Plötzlich eintretende Bildstörungen bei TV- oder Computerbildschirmen
- Häufiges Herausspringen der Sicherung
- Flackernde Lampen
- Wackelkontakte an Elektrogeräten oder Lichtschaltern und Steckdosen
- Knistergeräusche und/oder Funkenschlag beim Ein- oder Ausschalten von Lichtschaltern und Geräten
- Beschädigte Anschlüsse, Leitungen und Kabel (häufig durch das Knabbern von Haustieren)
- Wahrnehmen von Schmorgeruch
In den oben genannten Fällen sollte schnell gehandelt werden. Vor allem dann, wenn bereits ein Schmor- oder gar Brandgeruch wahrgenommen wird. Wird rechtzeitig gehandelt, dann sind auch die Folgen meist nicht so schwerwiegend.
Ist ein Gerät defekt oder bereits angeschmort, darf man es auf keinen Fall weiter verwenden, denn es besteht nicht nur Brandgefahr sondern auch die Gefahr, eines Stromschlags. Das betreffende Gerät sollte auf jeden Fall von einem Fachmann überprüft oder sogar gegen ein neues Modell ausgetauscht werden.
Kabelbrand vorbeugen - Die Top-Five der Sicherheitsregeln für Geräte und elektrische Anlagen
Auch hier gilt: Safety first - Wer also viele verbrauchsintensive Geräte in eine Mehrfachsteckdose steckt, geht ein oft unterschätztes Risiko ein. Grundsätzlich gilt immer ein aufmerksames Verhalten, wodurch Kabelbrände schon im Vorhinein vermieden werden können. Wenn Sie die folgenden fünf goldenen Regeln einhalten, können viele Gefahrenherde verhindert werden:
Die fünf goldenen Regeln
1. Überlastungen vermeiden
Generell kann die Überlastung eines Leiters zu starker Erwärmung führen. Insbesondere dann, wenn zu viele Geräte mit einer zu hohen Nennleistung an einer einzigen Steckdose angeschlossen werden. Die Nennleistung eines Geräts finden Sie in der Regel auf der Rück- oder Unterseite.
Setzen Sie keine festverlegten Mehrfachsteckdosen ein, an denen dann wiederum zu viele Verbraucher hängen.
Achten Sie besonders auf so genannte Stromfresser wie Heizdecken oder auch Elektroheizungen.
Achten Sie insbesondere bei Lampen und Leuchten auf die angegebene Nennleistung und setzen Sie niemals eine z. b: eine 100-Watt-Glühbirne in eine Fassung ein, bei der maximal 60 Watt angegeben ist.
2. Schadhafte Isolierungen
Ob mit Vorsatz oder unabsichtlich – Das Knicken oder quetschen von Kabeln kann schnell die Isolierung beschädigen. Die Folge ist, dass ein gequetschter oder geknickter Leiter einen höheren Widerstand hat. Dies führt dazu, dass sich an diese Stelle die Leitung erhitzen kann. Ist die Isolierung gar gebrochen, können Kriechströme und Kurzschlüsse entstehen.
Sollten Sie im beruflichen Umfeld beschädigte oder defekte Leitungen entdecken, melden Sie dies unbedingt dem Sicherheitsbeauftragten Ihres Unternehmens. Die entsprechende Fachkraft muss elektrischen Geräte oder Leitungen sofort Dritten unzugänglich machen und außer Betreib nehmen. Hier muss über die Sicherung entsprechend, die Stromzufuhr unterbrochen werden. Ein Hinweisschild ist anzubringen!
Beruflich wie privat gilt, dass die betroffenen Geräte unverzüglich aus der Benutzung genommen werden sollten, bis der Schaden repariert ist.
3. Defekte Kontakte instandsetzen
Häufige Ursachen für defekte Kontakte können schadhafte Stecker, Steckdosen oder Schalter mit Wackelkontakt oder sogar Verschmutzung sein, was in Garagen, Hobbyräumen oder auch Küchen häufig vorkommt. Achten Sie immer auf entsprechende Reinigung.
Schon bei einem kleinen Wackelkontakt in einem Lichtschalter oder einer Steckdose kenn ein Lichtbogen mit einer so hohen Temperatur entstehen, dass eine Wand aus z.B. Pressspanplatten oder Gipskarton sofort in Brand gerät.
Hinweis:
Fällt Ihnen ein fehlerhafter Kontakt auf, dann informieren Sie sofort eine Elektrofachkraft!
Schadhafte Stecker oder Schalter sind sofort außer Betrieb zu nehmen, um Kabelbrände zu vermeiden.
4. Niemals Sicherungen Überbrücken
„Sicherungen“ kommt von „sicher“ - Denn Sicherungen haben die Funktion den Stromkreis zu unterbrechen, sobald ein Schaden entsteht, damit eine Überhitzung des Leiters verhindert werden kann. Das geht aber nur dann, wenn diese einwandfrei funktionieren. Deswegen dürfen sie keinesfalls überbrückt oder gar laienhaft geflickt werden.
Sollte sich bei einem Brand herausstellen, dass die Ursache auf eine geflickte oder manipulierte Sicherung zurückzuführen ist, lehnt jede Versicherung die Haftung und den Schadensersatz ab. Zudem kann eine Anzeige wegen fahrlässiger Brandstiftung drohen.
5. Sicherheit
Generell gilt: Springt beim Einschalten eines Gerätes die Sicherung raus, dann ist das Gerät nicht zu benutzen und sollte einer Elektrofachkraft zur Prüfung übergeben werden.
Vorgeschriebene Prüfungen für alle elektrischen Betriebsmittel sollten immer rechtzeitig durchgeführt werden.
Verdacht auf Kabelbrand? - Was jetzt zu tun ist!
Für den Fall, dass sich der Verdacht auf einen Kabelbrand verstärkt, ist unverzüglich eine Elektrofachkraft mit der Prüfung der Leitungen zu beauftragen. Machen Sie in jedem Fall die Dringlichkeit deutlich.
Erste Schritte im Brandfall
Achtung: Bringen Sie sich dabei niemals selbst in Gefahr!
Sollte der Brand schlimmstenfalls schon entfacht sein, dann ist unverzüglich die Feuerwehr zu alarmieren und alle in der Umgebung befindlichen Personen sind sofort in Sicherheit zu bringen.
Das betroffene Gerät ist sofort vom Stromnetz zu nehmen! Am besten ist es, zur allgemeinen Sicherheit, gleich die Hauptsicherung abzuschalten. Sollte dies nicht möglich sein, dann ziehen Sie den Strecker des betreffenden Gerätes unter Zuhilfenahme einer isolierten Zange aus der Steckdose.
Beginnen Sie im nächsten Schritt mit den Löscharbeiten. Verwenden Sie hierzu eine Löschdecke oder einen Pulver- bzw. CO2-Löscher.
Verwenden Sie NIEMALS Wasser! Sie riskieren sonst einen heftigen elektrischen Schlag.
Kabelbrand vorbeugen – So geht’s richtig
Seien Sie vorsichtig bei billigen Geräten aus Fernost, die Sie im Internet erwerben können. Diese sind oftmals nicht auf mitteleuropäische Anforderungen ausgelegt. Sie brechen dann durch die zu starke Spannungslast zusammen und sind zudem oft sehr schlecht verarbeitet. Die Folge ist, dass sie schon nach kurzer Betriebsdauer wegschmoren. Kaufen Sie am besten beim Fachhändler und achten Sie auf das VDE-Zeichen, dass für geprüfte und hochwertige Qualität steht.
Ein paar Regeln zur Vorbeugung
Stellen Sie Elektrogeräte niemals in der Nähe von brennbaren Materialien auf.
Lassen Sie laufende Elektrogeräte niemals unbeaufsichtigt. Sehr gerne wird schon mal die Spülmaschine, die Waschmaschine oder der Wäschetrockner eingestellt und mal verlässt das Haus oder die Wohnung. Dass dann niemand eingreifen kann, wenn einmal etwas passiert, liegt auf der Hand.
Sollte ein Gerät auf längere Zeit nicht benutzt werden, dann ist es ratsam, den Stecker zu ziehen. Ein Stand-by-Modus reicht hier nicht aus.
Achten Sie bei Lampen und Leuchtmitteln immer auf die maximal zulässige Leistung.
Lassen Sie ein Elektrogerät lieber unverzüglich von einer Elektrofachkraft überprüfen, sollte es nicht einwandfrei funktionieren. So kann ein größerer Schaden vermieden werden.
Trennen Sie sich von Zeit zu Zeit von zu alten Elektrogeräten, Leuchtmitteln, Lampen oder auch Mehrfachsteckdosen. Auch innerhalb der Geräte entstehen Alterungserscheinungen, die von außen nicht gesehen werden können. Sparen Sie dabei nicht an der falschen Stelle.
Hängen Sie dennoch an Omas alter Stehlampe, dann lassen Sie diese durch eine Elektrofachkraft auf Sicherheit überprüfen und gegebenenfalls alte Technik durch neue ersetzen.
Haftet die Versicherung bei Kabelbrand?
Grundsätzlich sind Kabelbrandschäden durch die Hausratversicherung gedeckt. Das gilt sowohl für Sachschäden als auch für Folgeschäden, die durch den Brand entstanden sind, wie z. B. durch Löscharbeiten.
Im Schadensfall ist Ihre Versicherung unverzüglich zu informieren.
Zahlen wird eine Versicherung nur dann nicht, wenn der Kabelbrand durch eigenes Verschulden oder Fahrlässigkeit entstanden ist.
Lassen Sie am besten Ihre Elektrogeräte durch eine Elektrofachkraft regelmäßig warten. So sind Sie auch in einem eventuellen Schadensfall auf der sicheren Seite.